melody of three ideals

Auf dem Dach des Stadtkrankenhauses Nr. 126 in Pripjat steht in großen Lettern: „Gesundheit der Menschen – Reichtum des Landes.“ Doch am 26. April 1986 wurde aus dieser Parole ein bitterer Widerspruch. Nach der Explosion im Reaktor 4 von Tschernobyl strömten hier die ersten Verletzten ein: Feuerwehrleute, Reaktorarbeiter, Sanitäter. Ihre Haut war verbrannt, ihre Uniformen verstrahlt – und die Ärzte kämpften ohne Wissen, ohne Schutz, nur mit Erfahrung und Menschlichkeit. Das Gebäude, einst als Symbol moderner Fürsorge erbaut, wurde in einer Nacht zum stillen Mahnmal menschlicher Grenzen.

Im Keller liegen bis heute die Uniformen der Ersthelfer. Stiefel, Helme und Handschuhe, durchdrungen von Strahlung, konservieren die Gegenwart des Unfassbaren. Es ist einer der gefährlichsten Orte in Pripjat – ein Raum, in dem man die Stille hören kann.

Als ich 2017 dort stand, schien die Zeit stillzustehen. Auf dem Boden lagen Karteikarten, Glas splittrig im Licht, ein Röntgenbild halb unter Staub. In dieser Mischung aus Hoffnung und Hilflosigkeit entstand mein Exponat „Melody of Three Ideals“. Drei Ideale, die sich hier überlagern: die Fürsorge der Medizin, der Glaube an den Fortschritt und der menschliche Wille, zu retten, was längst verloren ist. Es ist die Melodie eines Ortes, der nie wieder heilt – aber bis heute leise weitersingt.