okunoin

Der Okunoin-Friedhof in Japan ist ein Ort, an dem sich die Welt der Lebenden und der Toten auf geheimnisvolle Weise berühren. Eingebettet in die moosbedeckten Wälder des heiligen Kōya-san, umgeben von uralten Zedern, liegt er in einer fast jenseitigen Stille. Als wir ihn am Abend betraten, hing Feuchtigkeit in der Luft – wie ein atmender Schleier, der alles mit einer sanften,
mystischen Aura umgab. Der Boden dampfte leicht, und der Duft von nasser Erde und Holz lag in der Luft.

Zwischen den tausenden Grabsteinen und buddhistischen Statuen leuchteten kleine Laternen. Ihr warmes Licht flackerte wie Seelen, die den Weg weisen – durch den Wald, durch die Zeit. Der Pfad führte uns vorbei an verwitterten Steinfiguren mit roten Lätzchen, die über die Gräber wachten, als würden sie die Ruhe der Ahnen hüten. Alles wirkte lebendig, obwohl es so still war. Kein Ort, an dem der Tod schwer auf den Schultern liegt – sondern einer, an dem er leicht ist, still, angenommen.

Man spürte, dass dies ein heiliger Ort ist – nicht nur durch die Geschichte, die sich in jedem Stein eingeschrieben hat, sondern durch das Gefühl, das sich im eigenen Inneren regt, während man dort geht. Es war einer der schönsten, eindrucksvollsten Orte, die ich je besucht habe. Als würden die Laternen nicht nur den Weg durch den Wald, sondern auch einen Weg in das eigene
Innere erleuchten. Ein Ort voller Frieden, voller Ehrfurcht – und voll von etwas, das man nicht in Worte fassen kann. Nur fühlen.